M12 – UMBAU EINER KIRCHE ZU WOHNRAUM

Auftraggeber: Privat | Sanierungsstart: 2021 | Auftragsart: Umnutzung einer Kirche zu Wohnraum | Umfang: Entwurf, Bauantrag, Ausführungsplanung, Ausschreibung, Bauleitung | Vermarktung: BLA.home | Fotografie: Patrick Sonntag Fotografie

Die Martin Luther Kirche im Zentrum von Geseke wurde 1933 erbaut und 1961 umgebaut. Nach einer Phase des Leerstands begann im Jahr 2021 die Planung zur Umnutzung in zwei eigenständige Wohneinheiten mit 143 und 106 Quadratmetern Wohnfläche. Ziel war es, die charakteristische Bausubstanz zu erhalten und gleichzeitig eine neue Nutzung zu ermöglichen, die heutigen Anforderungen an Komfort, Funktionalität und Nachhaltigkeit gerecht wird.

Das äußere Erscheinungsbild der Kirche blieb weitgehend erhalten. Die markante Turmspitze, die bronzene Eingangstür und die historische Fassadengestaltung prägen weiterhin das Stadtbild und erinnern an die ursprüngliche Nutzung. Im Inneren wurde die bestehende Raumstruktur bewusst genutzt. Die hohe Decke, die großzügigen Fensterflächen und die farbigen Buntglasfenster schaffen eine besondere Raumatmosphäre.

Beide Wohneinheiten verfügen über einen eigenen Zugang und einen privaten Garten. Freistehende Kuben im Inneren zonieren den Raum und nehmen Funktionen wie Schlaf- und Arbeitsbereiche auf. Der ehemalige Altarbereich wird zur offenen Küche umgestaltet. Die Orgelempore dient heute als Wohnbereich und macht den ursprünglichen Raum erlebbar. Dabei wurde bewusst mit den Höhen und räumlichen Besonderheiten gearbeitet, ohne den offenen Charakter zu verlieren.

Auch energetisch wurde das Gebäude umfassend modernisiert. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach erzeugt umweltfreundlichen Strom. Eine Luftwärmepumpe sorgt für die Beheizung. Die Dämmung wurde entsprechend aktuellen Standards angepasst. So konnte ein nachhaltiges Energiekonzept entwickelt werden, das langfristig sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile bietet.

Die Umnutzung der Martin Luther Kirche zeigt, wie historische Gebäude durch präzise Planung, gestalterische Zurückhaltung und innovative Lösungen in eine neue Nutzung überführt werden können. Das Projekt verbindet Geschichte mit Gegenwart und schafft identitätsstiftenden Wohnraum im Herzen der Stadt.

Leerstand als Chance: Nachhaltige Perspektiven für sakrale Bauten

In ganz Deutschland stehen zunehmend Kirchengebäude leer. Demografische Veränderungen, ein Wandel im Gemeindeleben und sinkende Mitgliederzahlen führen dazu, dass viele Gotteshäuser ihre ursprüngliche Funktion verlieren. Zurück bleiben architektonisch bedeutende Bauwerke, die tief im Stadtbild und in der Erinnerung der Menschen verankert sind. Der Umgang mit diesen Gebäuden stellt eine große Herausforderung dar, bietet aber zugleich wertvolle Chancen.

Die Umnutzung der Martin Luther Kirche zeigt, wie solche Räume durch behutsame Planung und kreative Konzepte in eine neue Nutzung überführt werden können. Der Erhalt der historischen Struktur in Kombination mit modernen Wohnkonzepten ermöglicht nicht nur neue Lebensqualität, sondern bewahrt auch die kulturelle Bedeutung des Ortes. Statt dem Verfall preisgegeben zu sein, wird das Gebäude wieder Teil des städtischen Alltags.

Solche Projekte tragen aktiv zur Nachhaltigkeit bei. Durch die Weiternutzung bestehender Bausubstanz werden Ressourcen geschont, graue Energie bleibt erhalten und es entsteht kein zusätzlicher Flächenverbrauch. Die Verbindung von Tradition und Zukunft macht deutlich, welches Potenzial im achtsamen Umgang mit Leerstand liegt. Es entsteht Wohnraum mit Charakter, Identität und Geschichte – mitten im urbanen Kontext.